«Menschen und nicht Maschinen sollen dolmetschen»

Interview unserer Bereichsleiterin Bildung Gabriela de Vries in der Sendung «Subkutan» von Radio Rabe zum Thema interkulturelles Dolmetschen in der Schweiz. Sie spricht über die Herausforderungen und heikle Situationen beim Dolmetschen und die Situation der Dolmetscher*innen in der Schweiz. 

Pro Tag gibt es 700 Einsätze von Dolmetscher*innen in der Schweiz. Diese werden meistens von Personen gemacht, die selbst eine Fluchtgeschichte haben. Interkulturelle Dolmetschende würden kaum gebrieft und geraten deshalb manchmal in schwierige Situationen, so Gabriela de Vries. Zu häufig würden interkulturelle Dolmetschende rein instrumentell betrachtet: «Die Sprache kommt rein, die Sprache geht raus.» 

Allerdings braucht es für das interkulturelle Dolmetschen ein hohes sprachliches Niveau, ein gewisses Alter und eine hohe psychische Belastbarkeit. Die Dolmetschenden müssen wissen, welche Aufträge sie annehmen und ertragen können. Die Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit gehört zum Alltag. Unter Umständen kommt es sogar dazu, dass man für Personen dolmetscht, die im Herkunftsland einer anderen Konfliktpartei angehören. Wie gelingt es, da unparteiisch zu sein? Teil der Grundausbildung zur interkulturellen Dolmetscher*in, die die isa anbietet, ist die Übung des Umgangs mit diesen Situationen. 

Um eine Retraumatisierung zu vermeiden und psychische Belastungen auszuhalten, ist es wichtig, Methoden der Psychohygiene und Reflexion zu lernen: Dabei geht es auch darum, die eigene Geschichte aufzuarbeiten und ein stabiles Selbstbild zu bekommen. Denn einen Auftrag abzulehnen, ist aufgrund der finanziellen Situation der interkulturellen Dolmetschenden häufig schwierig. 

Das Asylsystem der Schweiz schafft auch für die interkulturellen Dolmetschenden Konflikts- und Ohnmachtssituationen, mit denen schwer umgegangen werden kann, weil Dolmetschende häufig schwierige Situationen (Krankheiten, Gewalt und Asylverfahren) aushalten müssen, aber selbst nicht mitbestimmen oder eingreifen können. 

Das Interview auf Radio Rabe finden Sie hier.