Schälen, schnetzeln, hacken, raffeln und pressen – wie sich Genuss und Sprache verbinden lassen

Das Thema Lebensmittel führte in einem A1-Kurs zu einem gemeinsamen Kochen und Essen bei einer Kursteilnehmerin zu Hause. Alltägliche Bezeichnungen der Lebensmittel lernen die Migrant*innen oft schon ganz zu Beginn ihres Deutschlernprozesses.

Während ihnen die Namen von «Tomate», «Brot» oder «Gurke» längst vertraut sind, lernen sie am Ende des Niveaus A1 neuen Wortschatz wie «Getreideprodukte», «Flüssigkeit» oder «Süssigkeiten». Begriffe wie «Zvieri» und «Znüni» sind meist schon bekannt aus dem Schulalltag der Kinder. Weiter setzen sie sich mit den (stereo)typischen Schweizer Essgewohnheiten auseinander. Bemerkenswert ist, dass viele Migrant*innen doch viel lieber Gerichte aus ihrem Heimatland kochen und weniger Spezialitäten aus der Schweiz. Fondue beispielsweise kommt geschmacklich nicht bei allen gut an, wenn sie es denn schon probiert haben.

Das Lehrmittel des A1-Kurses beschreibt als Einstieg ins Thema Kochen die Zubereitung einer Rösti. Für Personen, die schon länger in der Schweiz leben, ist das natürlich nichts Neues. Die Rösti kann aber dazu einladen, sich über Schweizer Essen zu unterhalten und Rezepte aus den Herkunftsländern auszutauschen. Dabei kristallisieren sich Differenzen bei den Zutaten, den Zubereitungsarten und den Essgewohnheiten heraus. So nehmen viele Syrer*innen beispielsweise erst gegen 11 Uhr ihr Frühstück bzw. Mittagessen zu sich und am Abend eine zweite Hauptmahlzeit.

Beim Thema Essen und Kochen blühen viele Kursteilnehmer*innen auf, weil es etwas ist, wozu jede und jeder etwas beitragen kann. So kommt es regelmässig vor, dass in den Kursen – besonders zu Kursende und wenn Corona keinen Strich durch die Rechnung macht – gemeinsam selbstgemachte Gerichte probiert und gegessen werden. Mit dabei sind Injera, Ambasha, Samosas, Baklava und weiteres Salziges oder Süsses aus Pistazien, Schwarzkümmel, Datteln etc.  

Nicht nur in unserer abendländisch-christlich geprägten Kultur wird das Gemeinsame Brechen und Essen des Brotes zelebriert. Das Thema Essen ist kulturverbindend, umso mehr, wenn nicht nur darüber gesprochen wird, sondern wenn man tatsächlich zusammen isst. 

Die Kursteilnehmer*innen erfreuen sich daran, wenn sie feststellen, dass sie für ihre Gerichte die gleichen Gewürze verwenden, sie aber anders benennen. Manchmal geben die Kursteilnehmer*innen auch gute Tipps, wenn es darum geht, welche Gewürze oder Lebensmittel man bei Krankheiten oder Unwohlsein zu sich nehmen kann. 

In den Kursen der isa wird oft mit sogenannten «Realien», also konkreten Gegenständen, gearbeitet. Daneben bieten Ausflüge und gemeinsame Projekte die Möglichkeit, mit allen Sinnen und durch das eigene Erfahren zu lernen. Nicht zuletzt sieht man beim Thema Lebensmittel sehr gut, dass eine Sprache zu lernen, nicht nur kognitiv passiert, sondern ebenso durch den Einsatz aller Sinne. Fühlen, sehen oder riechen die Lernenden einen konkreten Gegenstand, vergessen sie ihn nicht so schnell wieder. So haben die Kursteilnehmer*innen aus unserem Koch-Projekt zum Beispiel nachhaltig Wörter wie «hacken», «raffeln», «würzen», «eine Prise Salz beigeben», «umrühren», «abschütten» u.a.m. gelernt.

Was machen wir in der Küche? Die Teilnehmer*innen übersetzen die Wörter in ihre Muttersprache und schreiben Beispiele.

Das Kochprojekt eines A1-Kurses

In einem unserer A1-Kurse hat eine Kursteilnehmerin vorgeschlagen, die Kolleg*innen einzuladen und sie zu bekochen. Im August 2021 fanden sich alle bei der Frau zu Hause ein.

Der Tisch ist gedeckt und die Gastgeberin empfängt ihre Gäste.
Den Gästen schmeckt es. «Vielen Dank für das feine Essen.»
Danke für die Einladung. Der Abend war sehr schön.

Projekt: Sabine Zulauf

Text: Ine Baeyens, Sabine Zulauf

Fotos: Ibrahim Öztürk