Sozialhilfe für Geflüchtete

Studie zeigt deutlichen Zusammenhang zwischen zu niedriger Sozialhilfe und Kriminalität.

Die Sozialleistungen für Geflüchtete sind z. T. sehr niedrig (Sozialhilfe, Nothilfe und manchmal nur Sachleistungen). In der Schweizer Politik wird häufig die Ansicht vertreten, dass eine geringere Sozialhilfe die Geflüchteten dazu motiviere, schneller einen Job zu finden und eine abschreckende Wirkung habe. Und manchmal wird behauptet, Sozialhilfeempfänger seien kriminelle Menschen. Doch beruht diese Meinung auf Tatsachen? Welche Zusammenhänge zwischen Sozialhilfe und dem Verhalten von Geflüchteten lassen sich wissenschaftlich aufzeigen?

Wissenschaftler*innen können diese Fragen beantworten, etwa Prof. Stefanie Kurt der Fachhochschule HES SO Wallis und isa-Vorstandsmitglied. Sie ist – mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitäten Zürich, Basel, Turin, Mannheim sowie der ETH Zürich – Autorin der noch nicht publizierten Studie «Sozialhilfe und Flüchtlingskriminalität» («Social Assistance and Refugee Crime»).

Dort zeigt sich: Die Forschenden fanden nichts, das zeigt, dass eine tiefe Sozialhilfe auch für eine hohe Motivation zur Stellensuche sorgt. Im Gegenteil, die Motivation blieb beständig hoch, da Sozial- und Nothilfebeiträge nie einen Schweizer Lohn ersetzen. Zudem fanden die Forscher*innen eine Verbindung zwischen tiefer Sozialhilfe und einer höheren Zahl an Delikten (Diebstahl und Drogendelikte in kleinem Massstab). Die Verbindung sei sogar überraschend deutlich – bereits bei einer geringen Erhöhung der Beiträge zeige sich, dass die Deliktsrate sinke.

Manche mögen die Ergebnisse dieser Studie überraschend finden. Andere, die schon lange in diesem Bereich tätig sind, sehen ihre Erfahrungen bestätigt. Die isa ist überzeugt, dass diese Erkenntnisse Eingang in politische Entscheide und Strategien finden müssen. Nicht nur sind die niedrigen Beiträge, die Geflüchtete erhalten, schädlich für die einzelnen Menschen, sie sind auch schädlich für die Gesellschaft – denn im Endeffekt kostet eine angemessene Sozialhilfe die Gemeinschaft weniger als Strafmassnahmen, die ihr Ziel nicht erreichen. Eine angemessene finanzielle Unterstützung von Geflüchteten sorgt ausserdem für eine bessere Integration und ein besseres Zusammenleben.

Die Studie ist unter diesem Link als Working Paper einsehbar, der Aufsatz befindet sich aktuell im wissenschaftlichen Reviewprozess.

Auch das SRF hat über die Studie berichtet, hier finden Sie den Link dazu.